Hans-Werner Sinn
„Wir haben ein riesengroßes demografisches Problem. Bereits in 15 Jahren kommt das böse Erwachen.“
Professor / Ökonom und Finanzwissenschaftler
Ludwig Maximilians Universität und CESifo, München
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn (* 7. März 1948) gehört zu den forschungsstärksten deutschsprachigen Ökonomen. Er war Präsident des ifo Instituts, Direktor des Center for Economic Studies (CES) und Geschäftsführer der CESifo GmbH. Seit 1984 ist er Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München, seit April 2016 als Emeritus. Der breiten Öffentlichkeit wurde Sinn durch seine wirtschaftspolitischen Sachbücher wie beispielsweise "Kaltstart" oder "Ist Deutschland noch zu retten?" bekannt.
Seine neuesten Bücher sind Der Euro. Von der Friedensidee zum Zankapfel sowie Der Schwarze Juni. Brexit, Flüchtlingswelle, Euro-Desaster - Wie die Neugründung Europas gelingen kann. Seine Forschungsschwerpunkte sind Steuern, Umwelt, Wachstum und erschöpfbare Ressourcen, Risikotheorie, Klima und Energie, Banken, Demographie und Sozialversicherung, Makro, Systemwettbewerb.
Sinn promovierte 1978 an der Universität Mannheim und habilitierte sich ebenfalls dort im Jahr 1983. Beide Arbeiten wurden jeweils mit dem ersten Preis der Universität Mannheim prämiert. Die Universität Magdeburg, die Universität Helsinki und die HHL Leipzig Graduate School of Management verliehen ihm jeweils die Ehrendoktorwürde. Seit 1989 ist er Honorarprofessor der Universität Wien sowie seit 2016 ständiger Gastprofessor an der Universität Luzern.
Von 1984 bis zu seiner Emeritierung im März 2016 war Sinn Ordinarius an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er hatte zehn Jahre lang den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre und Versicherungswissenschaft inne und wechselte danach auf den Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft in derselben Fakultät. Zuvor war er zwei Jahre Professor an der University of Western Ontario (Kanada). Gastprofessuren nahm er an der London School of Economics sowie den Universitäten Bergen, Stanford, Princeton und Jerusalem wahr. Als bislang einziger Deutscher hielt er die Yrjö Jahnsson Lectures in Helsinki und die Tinbergen Lectures in Amsterdam. Seit 1988 ist Sinn Fellow des National Bureau of Economic Research, Cambridge (USA). Von 1997 bis 2000 war er Vorsitzender des Vereins für Socialpolitik, des Verbandes der deutschsprachigen Ökonomen, und von 2006 bis 2009 war er Präsident des International Institute of Public Finance, des Weltverbandes der Finanzwissenschaftler.
Sinn wurde durch vielerlei weitere Preise geehrt. So erhielt er den Europapreis der Universität Maastricht (2008), den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (2008), den Gustav-Stolper-Preis des Vereins für Socialpolitik (2008), die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft (2012) und den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik der Ludwig-Erhard-Stiftung. Er ist zudem Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Seit 1989 ist Sinn Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Zudem ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina (Deutsche Akademie der Naturforscher) und der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Er ist ferner korrespondierendes Mitglied der Nordrheinwestfälischen Akademie der Wissenschaften und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Öffentlicher Einfluss
Für die britische Zeitung The Independent gehört Sinn wegen seiner Forschungen zum europäischen Zahlungssystem zu den zehn wichtigsten Menschen, die 2011 die Welt verändert haben. In der Liste „Die wichtigsten Wirtschaftswissenschaftler“ der WirtschaftsWoche belegt er den 1. Platz. Er war als einziger Deutscher in der Bloomberg-Liste der fünfzig weltweit wichtigsten Persönlichkeiten der Wirtschaft des Jahres 2012 aufgeführt. Nach einer Erhebung der Zeitschrift Cicero ("Die Liste der 500", Januar 2013, S. 20), die im Januar 2013 die 500 wichtigsten deutschen Intellektuellen auflistete, lag Sinn auf Platz 14. Nach einer 2013 veröffentlichten Umfrage der FAZ unter Bundestags-Abgeordneten und Mitarbeitern von Bundesministerien belegte Sinn den ersten Platz bei den Antworten auf die Frage „Den Rat oder die Publikationen welcher Ökonomen schätzen Sie am meisten für Ihre Arbeit?“. Im FAZ-Ökonomenranking ist er „Deutschlands einflussreichster Ökonom 2014“, denn „kein anderer Wirtschaftsforscher hat in Deutschland so viel Gewicht in Medien und Politik und ist gleichzeitig auch in der Forschung präsent.“ Auch im Jahr 2015 belegte er dort wieder den Spitzenplatz. Sinn wird für seine Studien zur Basar-Ökonomie in der weltweiten Liste der Top 100 Thought Leaders geführt.